Sohn des Kaiserlichen Rats Johann Caspar Goethe ( * 1710, † 1782) und der
Katharina Elisabeth Goethe, geborene Textor (»Frau Aja«, * 1731, † 1808);
Studium der Rechte ( 1765 bis 1768) in Leipzig und ( 1770/71) in Straßburg, dort
Begegnung mit J. G. Herder, durch ihn mit der Dichtung Homers, Shakespeares,
der Volkspoesie; Erlebnis der » deutschen Baukunst« (Straßburger Münster);
Dichtergemeinschaft mit den Stürmern und Drängern. Liebe zu Friederike Brion
(Liebesgedichte). Nach Beendigung seiner Studien und kurzem Aufenthalt in
Frankfurt (1. Fassung des »Götz von Berlichingen«) ging er 1772 als Praktikant an
das Reichskammergericht Wetzlar, dort Bekanntschaft mit Charlotte Buff, dem
Urbild der Lotte im Briefroman »Die Leiden des jungen Werthers« ( 1774), der ihn
weltberühmt machte. Im Herbst 1775 folgte er der Einladung des jungen Herzogs
Karl August nach Weimar. Unter dem Einfluss Charlotte von Steins Abkehr vom
Sturm-und-Drang-Stil (Gedichte »An den Mond«, »Das Göttliche«, »Grenzen der
Menschheit«). Auf der italienischen Reise ( 1786 bis 1788) Hinwendung zur
klaren, an der klassischen Antike orientierten Form, Abschluss des Trauerspiels
»Egmont« ( 1788), Versbearbeitung von »Iphigenie auf Tauris« ( 1787), »Torquato
Tasso« ( 1790). 1788 Liebe zu Christiane Vulpius ( 1789 Geburt des Sohns Karl
August), die er 1806 heiratete. 1791 bis 1817 leitete er das Weimarer Hoftheater.
1792 begleitete er den Herzog bei der »Campagne in Frankreich«, 1793 bei der
»Belagerung von Mainz«. Die Jahre 1794 bis 1805 (»Weimarer Klassik«) waren
bestimmt durch die freundschaftliche Zusammenarbeit mit Schiller (»Xenien«,
1796, Balladenjahr 1797, »Briefwechsel«, von Goethe herausgegeben 1828 bis
1829), aus der auch der klassische deutsche Bildungsroman »Wilhelm Meisters
Lehrjahre« ( 1795/96) und das Epos »Hermann und Dorothea« ( 1797)
erwuchsen, auch nahm er den Fauststoff wieder auf, der ihn seit seiner Jugend
beschäftigte (»Faust« 1. Teil, gedruckt 1808). Seine Altersdichtung, der Roman
»Die Wahlverwandtschaften« ( 1809), die Gedichtsammlung » West-östlicher
Divan« ( 1819, erweitert 1827), »Aus meinem Leben, Dichtung und Wahrheit« (1.
bis 3. Teil 1811 bis 1814, 4. Teil 1833), die »Marienbader Elegie« ( 1827), spiegelt
die Liebeserlebnisse mit Minna Herzlieb 1807/08, Marianne von Willemer
1814/15, Ulrike von Levetzow 1822 wider. Goethes Interesse galt im Alter auch der
Naturwissenschaft, die ihn schon früher viel beschäftigt hatte (Gedicht »Die
Metamorphose der Pflanzen«, 1799; Abhandlung »Zur Farbenlehre«, 1810). Um
die Herausgabe von Goethes Alterswerk bemühte sich seit 1826 J. P. Eckermann
(»Gespräche mit Goethe«, 1836 bis 1848). Goethes dichterisches Vermächtnis
sind der Roman »Wilhelm Meisters Wanderjahre« ( 1829) und der 2. Teil des
»Faust« (postum 1832).
Quelle: Der Brockhaus in einem Band, 8. vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage.